Die Haldenstrasse
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war die Haldenstrasse nur spärlich bewohnt. Später, Ende der 1860er Jahre, machte sich an der Halde eine lebhafte Unternehmungslust bemerkbar. Der Bau der beiden Wohnhäuser an der Haldenstrasse 53 und 55 fällt in das Jahr 1871. Bereits 1875 eröffnete der Ingenieur Otto Gelpke darin die Fremdenpension Gesegnetmatt. Das Hotel Beau Séjour, wie wir es heute kennen, ist durch einen viergeschossigen Erweiterungsbau 1905 entstanden. Das Nachbarhaus an der Haldenstrasse 55 diente ab etwa 1905 bis zum 1. Weltkrieg 1914 als Dependance der Fremdenpension Gesegnetmatt. Daher rührte der Doppelname Hotel-Pension Pilatus & Gesegnetmatt.
Die Gründung des Beau Séjours 1922
1922 hiess unser schönes Hotel schliesslich Hotel-Pension Beau-Séjour au Lac. Es ist einer der wenigen Kleinhotels, welches alle Krisen der Hotellerie unbeschadet überstanden haben.
Villa Wilhelmina direkt hinter dem Beau Séjour
Gleich hinter uns, im immer noch bestehenden dreistöckigen Doppelhaus an der Gesegnetmattstrasse 12, wohnte ab 1892 bis zu seinem Tode 1924 der Schriftsteller Carl Spitteler, der neben Hermann Hesse der einzige Schweizer Literaturnobelpreisträger war. Er heiratete dazu eine ehemalige Schülerin, die Holländerin Marie Op den Hooff. Sie entstammte einer begüterten Familie. Das Haus, Villa Wilhelmina genannt (nach dem Vornamen Spittelers Schwiegermutter), erbaute sein Schwiegervater. Sie bewohnten das Haus alle gemeinsam. Später erwarb Carl Spitteler weiteres Land neben der Villa und legte einen botanischen Garten an. Heute ist vor allem der obere Teil verändert. Im Grossen und Ganzen weht aber hinter dem Hotel Beau Séjour immer noch ein italienisches Lüftchen.
Der Carl-Spitteler-Quai direkt vor dem Beau Séjour
Schon 1909 wurde Carl Spitteler Ehrenbürger der Stadt Luzern. Nach seinem Tod wurde ihm zu Ehren 1925 der Carl-Spitteler-Quai und -Park gewidmet. Der Künstler Roland Duss schuf zu seinem Andenken 1940 die Bronzeskulptur und Frauenakt «Die Liegende». Viele Bürger*innen empörten sich damals über diese «nackte und lässig daliegende» Frauenfigur. Mehrmals wurde sie mit Farbe verschmiert und einmal sogar komplett eingekleidet. Die Täter*innen sind bis heute unbekannt.
Hotel Montana links hinter dem Beau Séjour
1910 wurde das Hotel Montana auf dem Areal des ehemaligen «Nidlenpalastes», einer Molkerei- und Milchhandlung erbaut. Der Bau galt als avantgardistisch und wurde doch von einem Kunsthistoriker als «Steinhaufen» verunglimpft. Initiant war Alfred Schrämli-Bucher (1867-1932). Seinerseits Schwiegersohn von Franz-Joseph Bucher. Auf der Suche nach einem geeigneten Bauplatz bot Schrämli für das Areal neben dem Hotel National, dem späteren Kurplatz, der Stadt Luzern 1 Million Franken. Er provozierte dadurch den Widerstand der Luzerner Hoteliers, die sich in der Folge im neu gegründeten Hotelier-Verein formierten, zu dessen Mitbegründern nota bene auch Franz-Joseph Bucher gehörte. 1908 konnte dann Schrämli doch die ehemalige Sennerei «Nidlenpalast» für den Bau des Hotels Montana erwerben und das mit einem wunderbaren Blick das Hotel Palace seines Schwiegervaters. Mit dem Hotelbau wurde auch eine eigene Standseilbahn in Betrieb genommen, welche als die kürzeste Standseilbahn der Welt galt.
Hotel Palace rechts vorne vom Beau Séjour
Der Bauherr Franz Josef Bucher war ein einfacher Bauernbub aus Kerns im Kanton Obwalden. Es gelang ihm, das Grundstück für 880’000 Franken zu erwerben. Innerhalb von zwei Jahren wurde das Hotel für die astronomische Summe von 3.4 Millionen Franken gebaut. Es zählte zu den elegantesten und renommiertesten Häusern der Welt. Franz Josef Bucher war um die Jahrhundertwende der bedeutendste Schweizer Unternehmer im touristischen Bereich. Er führte ein einzigartiges Hotel-, Bahn- und Tourismusimperium zwischen Basel und Rom.